Derzeit mangelt es an Regenwürmern, Amphibien und Mäusen, um Storchenküken satt zu bekommen. In solchen Fällen hat die Natur ihre eigenen, brutalen Gesetze.
Harter Brauch bei Familie Weißstorch: Weil sie wegen der anhaltenden Trockenheit zu wenig Futter für ihre Jungen finden, werfen Storcheneltern bisweilen Küken – nicht unbedingt das kleinste – aus dem Nest, um wenigstens den restlichen Nachwuchs durchzubringen. Das teilte der bayerische Naturschutzverbands LBV am Mittwoch im mittelfränkischen Hilpoltstein mit. Meldungen dazu seien aus mehreren Landkreisen gekommen, darunter Coburg, Ansbach und Donau-Ries. Für den Fall, das Storchenküken auf Dächern oder am Boden aufgefunden würden, könnten diese in eine Wildvogel-Pflegestationen gebracht werden.
Laut LBV-Expertin Oda Wieding handelt es sich dabei um natürliche Prozesse, die keinen Grund zur Sorge bieten. “So traurig diese Verluste auch sind, ist das der Lauf der Natur. Im Vogel- und Naturschutz geht es darum, die Erhaltung der Art zu sichern, aber nicht einzugreifen, wenn einzelne Tiere an natürlichen Ursachen sterben.” Der ausbleibende Regen im Frühjahr habe dazu geführt, dass die Störche für sich und ihre Jungen weniger kleine Beutetiere wie Regenwürmer, Amphibien und Mäuse fänden.
Die Bestandszahlen des Weißstorchs mit über 1.200 brütenden Paaren in Bayern im vergangenen Jahr sei jedoch stabil, so der Verband. Störche könnten Verluste durch Extremwetterereignisse wie Starkregen oder Trockenheit in den folgenden Jahren ausgleichen. “Wenn sich massive Wettereinflüsse allerdings häufen, wovon in Zeiten der Klimakrise auszugehen ist, wird sich das vermutlich langfristig auch auf den Weißstorchbestand auswirken”, so die Expertin. Deswegen sei es wichtig, die Bestandszahlen im Blick behalten zu behalten.
Seit der Jahrtausendwende nimmt der Bestand der Weißstörche in Bayern kontinuierlich zu, so dass der LBV für 2025 erneut von einem Bestandsanstieg ausgeht. “Dieses Jahr gab es allein im Landkreis Ansbach über 50 Brutpaare, die sich neu angesiedelt und ein Nest gebaut haben. Vermutlich sind uns einige Nester auch noch nicht bekannt. Auch in Nord- und Ostbayern steigt der Bestand langsam an, wie zum Beispiel in Hengersberg im Landkreis Deggendorf mit gleich drei neuen Nestern”, sagte Wieding.