Acht Millionen Kinder weltweit leben laut Schätzungen der SOS-Kinderdörfer in Kinderheimen – mit steigender Tendenz. Besonders hoch sei die Zahl in Europa, teilte die Hilfsorganisation in München mit. Laut UN-Studien seien hier etwa 277 von 100.000 Mädchen und Jungen in Heimen untergebracht, der weltweite Durchschnitt liegt bei 102 von 100.000 Kindern.
Innerhalb Europas haben den Angaben zufolge die Ukraine, Weißrussland und Aserbaidschan die höchsten Raten bei der institutionellen Kinderbetreuung. In Ländern wie Paraguay, Ghana oder Nepal hätten zwischen 80 und 90 Prozent der Kinder in Heimen mindestens noch ein lebendes Elternteil. Die SOS-Kinderdörfer äußerten sich zum Internationalen Tag der Familie am Donnerstag.
SOS-Kinderdörfer: Mehr Prävention und Unterstützung
Boris Breyer, Pressesprecher der SOS-Kinderdörfer weltweit, sagte dazu: “Es ist für jedes Kind ein massiver Einschnitt, seine Familie verlassen zu müssen. Wir müssen alles daran setzen, Familientrennungen zu verhindern. Sollte das nicht möglich sein, müssen wir dafür sorgen, dass Kinder familiennah und ihren Bedürfnissen entsprechend betreut werden.”
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Stärkere Präventivmaßnahmen und Unterstützungssysteme in sozialen Bereichen wie Kinderschutz, Bildung und Gesundheit könnten gefährdete Familien stabilisieren. Stattdessen werde häufig auf die vermeintlich praktikabelste Lösung der Heimunterbringung zurückgegriffen. Alternative Betreuungsformen wie das Pflegefamiliensystem spielten in den meisten Ländern weiterhin nur eine nebensächliche Rolle.
Heimkinder haben oft Beeinträchtigungen
Laut dem Bericht ist der Anteil von Kindern mit einer Behinderung in Heimen überproportional hoch. In Serbien etwa hätten 66 Prozent der Jungen und Mädchen in institutioneller Betreuung eine Beeinträchtigung. Obwohl die Heimunterbringung häufig damit begründet werde, dass dort ihr Zugang zur Gesundheitsversorgung und zu Bildung sichergestellt sei, erführen sie extrem oft eine unangemessene Behandlung. “Generell sind Kinder in Heimen oft struktureller Vernachlässigung, Missbrauch und Gewalt ausgesetzt. In 120 Staaten ist die körperliche Züchtigung in institutioneller Betreuung nicht einmal ausdrücklich verboten”, heißt es.