Der britisch-französische Jurist und Schriftsteller Philippe Sands erhält den Erich-Maria-Remarque-Friedenspreis der Stadt Osnabrück. Der 64-Jährige werde damit für seinen Einsatz für das Völkerrecht geehrt, teilte die Jury am Dienstag mit. Die zum 17. Mal vergebene Auszeichnung in Erinnerung an den Autor des Antikriegsromans „Im Westen nichts Neues“ ist mit 25.000 Euro dotiert und wird am 5. Juni in Remarques Geburtsort Osnabrück verliehen. Den mit 5.000 Euro dotierten Sonderpreis erhalten die Deutsch-Palästinenserin Jouanna Hassoun und der Berliner Schauspieler Shai Hoffmann, der israelische Wurzeln hat, für ihr Projekt „Trialoge“.
Sands ist Professor für Recht am University College London und Gastprofessor für Recht an der US-amerikanischen Harvard-Universität bei Boston. Er ist zudem als Anwalt vor dem Internationalen Gerichtshof und anderen internationalen Gerichten tätig und fungiert als internationaler Schiedsmann. Der Jurist und Autor stehe „mit enormem Sachverstand und Originalität für das Internationale Völkerrecht und damit auch für das Schicksal der europäischen Nachkriegsgeschichte“, begründet die Jury ihre Wahl.
In seinem Buch „Rückkehr nach Lemberg“ erzählt der in London geborene Sohn jüdischer Eltern die Geschichte seines Großvaters Leon Buchholz, dem nach dem Anschluss Österreichs an Nazi-Deutschland 1938 die Flucht aus dem heute ukrainischen Lemberg (Lwiw) gelang. Sands verwebt sie mit der Geschichte der Begriffe „Genozid“ und „Verbrechen gegen die Menschlichkeit“. Er verdeutliche dem Leser, „dass es notwendig ist, für diese grundlegenden Rechte einzutreten und daran zu arbeiten, dass sie Bestandteil der internationalen Gerichtsbarkeit bleiben“, sagte die Jury-Vorsitzende Susanne Menzel-Riedl, Präsidentin der Universität Osnabrück.
Gerade in einer globalisierten und von Konflikten geplagten Welt sei es wichtig, das Völkerrecht als Maßstab für richtiges und falsches Handeln zu bewahren, sagte die stellvertretende Jury-Vorsitzende, Oberbürgermeisterin Katharina Pötter (CDU). Wer dieses Recht infrage stelle, zerrütte das, was sich die Menschheit durch viel Leid und Mut erkämpft habe. „In diesem Sinne ist die Arbeit von Philippe Sands ebenso beispielhaft wie ermutigend. Er zeigt, was auf dem Spiel steht.“
Die Auszeichnung für das Projekt „Trialoge“ betont laut Jury die Notwendigkeit, trotz scheinbar unvereinbar gegenüberstehender Auffassungen im Gespräch zu bleiben. Hassoun und Hoffmann sprechen dabei mit Schülerinnen und Schülern über die emotionalen Herausforderungen des Nahost-Konfliktes.
Mit verschiedenen Gesprächsformaten ermöglichten sie es den Jugendlichen, unterschiedliche Perspektiven einzunehmen, betonte die Jury. So könnten sie sich im Sinne der Menschenrechte und des Völkerrechts einander annähern. Sie verstehe den Preis als Ermutigung und als Zeichen, „dass das Ringen um Dialog, Menschlichkeit und Verständigung auch in dunklen Zeiten gehört, gesehen und gewürdigt wird“, sagte die Projektleiterin des Trialog-Projekts, Sophie Rüter.