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Museen in Deutschland arbeiten sich aus Corona-Tief

Der Louvre in Paris, die Uffizien in Florenz, die Vatikanischen Museen: Sie ziehen Millionen Besucher an. Allein in Deutschland gibt es mehr als 7.000 Einrichtungen. Ein Überblick zum Internationalen Museumstag.

Am Sonntag ist Internationaler Museumstag. Auch in Deutschland öffnen viele Einrichtungen ihre Pforten für die Öffentlichkeit und gewähren einen Blick hinter die Kulissen. Die Katholische Nachrichten-Agentur (KNA) nennt Daten und Fakten zur Museumslandschaft in der Bundesrepublik und darüber hinaus.

In der Bundesrepublik gibt es rund 6.800 Museen und 500 Ausstellungshäuser (ohne eigene Sammlungen) – von großen Einrichtungen mit Ausstellungen zu Malerei, Kunst und Technik über thematisch begrenztere Einrichtungen wie dem Deutschen Fußballmuseum in Dortmund oder dem Currywurstmuseum in Berlin bis hin zu kleinsten Einrichtungen zur Lokalgeschichte. Die meisten Museen gab es 2022 in Baden-Württemberg (1.229) und Bayern (1.208), gefolgt von NRW (788) und Niedersachsen (670).

Nach Angaben des Deutschen Museumsbunds hatten 2022 die meisten deutschen Museen den Schwerpunkt in Orts- und Regionalgeschichte/ Europäische Ethnologie (43,3 Prozent). Die zweitgrößte Gruppe bildeten die kulturgeschichtlichen Spezialmuseen mit 14,8 Prozent. Einen naturwissenschaftlich-technischen Schwerpunkt hatten 13 Prozent der Häuser. Jedes zehnte Haus gehörte zur Gruppe der Kunstmuseen (10,8 Prozent). Historische und archäologische Museen kamen auf 8 Prozent. Naturkundliche Museen sowie Schloss- und Burgmuseen machten jeweils etwas über 4 Prozent der Einrichtungen aus.

Fast alle Museen verzeichneten starke Einbrüche durch die Coronazeit. Inzwischen haben sich die Zahlen wieder erholt, reichen aber häufig noch nicht wieder an die Vor-Coronazeit heran. 2023 kamen laut Erhebung des Instituts für Museumsforschung der Stiftung Preußischer Kulturbesitz (SPK) rund 106 Millionen Besucher – knapp 20 Millionen mehr als im Vorjahr. Die Zahl der gemeldeten Ausstellungen ging dagegen zurück. Museen meldeten für 2023 insgesamt 5.195 Ausstellungen. Das war ein Rückgang um 20 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Für 2022 gibt es auch nach Bundesländern abgegrenzte Besucherzahlen: Bayern und Berlin lagen danach mit jeweils 14,2 Millionen Besuchern an der Spitze; es folgten Baden-Württemberg mit 11,1 Millionen und NRW mit 9,5 Millionen.

Von den deutschen Häusern schafft es laut Theme Index Report 2022 keines in die Spitzengruppe der Welt. Das Deutsche Museum in München dürfte das meistbesuchte Haus in der Bundesrepublik sein: Im vergangenen Jahr kamen über 1,5 Millionen Besucher – die höchste Zahl seit 40 Jahren. Es folgt das Mercedes Benz Museum in Stuttgart mit 882.000 Besuchern. Für das Berliner Humboldt Forum liegen nur Zahlen von 2023 vor: damals kamen 1,7 Millionen Besucher.

Der mit Abstand stärkste Besuchermagnet unter den Museen ist der Louvre in Paris. 2024 kamen 8,7 Millionen Menschen. Es folgen die Vatikanischen Museen mit rund 6,8 Millionen Besucherinnen und Besuchern und das British Museum in London mit rund 6,5 Millionen Gästen. Platz vier und fünf belegen das Natural History Museum in London und das Chinesische Nationalmuseum in Peking.

Vor 500 Jahren wurden – meist von Fürsten – erste “Kunst- und Wunderkammern” gegründet. Sie waren Sammelsurien: Besucher sollten staunen über Edelsteine, Gesteinsproben, Tierpräparate, Karten, christliche Reliquien und alchemistische Apparaturen – ein Gemischtwarensortiment aus Kuriosem. Ihre Blütezeit erlebten die Wunderkammern durch die Entdeckungsfahrten der Europäer. Stark ums Prestige ging es dann den Medici in Florenz: Mit ihrer um 1580 begründeten Kunstsammlung in den Uffizien sollte die Nähe von Macht und Kunst sichtbar werden. Die Präsentation antiker Kunstwerke verlieh der Familie Glanz und Autorität.

Seit dem 18. und 19. Jahrhundert wurden Museen zunehmend zu Orten der Aufklärung: Um die Sammlungen herum entstand ein Netzwerk aus Sammlern, Beschaffern und Gelehrten, die das neue Wissen diskutierten und einordneten. Die Museumskultur verbürgerte immer stärker. Die Alte Nationalgalerie auf der Berliner Museumsinsel beispielsweise wies der Kunst eine zentrale Stellung bei der Erziehung des Volkes und zur Legitimation des preußischen Staates zu. Im Lauf der Zeit wurde der Begriff “Museum” schließlich immer weiter ausdifferenziert. Reiche Industrielle, Kunstmäzene und Städte gründeten Sammlungen zu Kunstgewerbe, Geschichte, Naturkunde und Völkerkunde. 1906 wurde das Deutsche Museum in München aus der Taufe gehoben – die “Blaupause für das moderne Mitmachmuseum”.

Im Zeitalter der Digitalisierung werden neue Ausstellungskonzepte notwendig: Einerseits können Museen viel mehr Kunstwerke virtuell im Internet zeigen. Andererseits stellt sich durch virtuelle Realität oder 3-D-Drucker die Frage nach dem Original neu. Zugleich müssen sich viele Häuser einer Debatte über die Herkunft ihrer Ausstellungsobjekte stellen. Die Frage ist, ob sie Nutznießer von Raubkunst sind, Rassismus und kolonialistisches Denken befördern.

Im Fall der Guggenheim-Museen in New York und Bilbao etwa haben Stararchitekten Prestigebauten errichtet, die Stadtviertel oder Städte aufwerten sollen. Architektur als Selbstzweck. Das Museum als begehbare Skulptur emanzipiert sich von der Kunst. Zugleich schreibt der britische Architekturhistoriker Owen Hopkins von einem weltweiten Boom beim Museumsbau – vor allem im Nahen Osten und in China.

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