Zecken sind inzwischen ganzjährig aktive, lästige Plagegeister. Ein Experte klärt auf, wie man sich am besten schützt. Und was eher schadet als nützt.
Einer der weltweit führenden Zeckenforscher hat mit Mythen um die kleinen Schmarotzer aufgeräumt. Holzböcke und ihre Verwandten würden nicht aktiv auf Menschen springen, sagte der Facharzt Gerhard Dobler der “Mittelbayerischen Zeitung” (Freitag). Die Parasiten könnten nur einige Zentimeter überbrücken. Sie ließen sich auch nicht von Bäumen fallen, sondern säßen im Gras oder in Sträuchern und würden aus einer Höhe von nicht mehr als einem Meter abgestreift. Dobler lehrt am Institut für Mikrobiologie der Bundeswehr in München und berät das Robert-Koch-Institut.
Zecken haben nach Auskunft des Infektionsspezialisten auch keinen Kopf, der nach dem Entfernen in der Haut steckenbleiben könnte. Die kleinen Tiere verfügten nur über ein Stechwerkzeug. Der Mediziner rät, dieses in der Haut zu belassen. “Der Körper stößt es von selbst ab.”
Den Einsatz von Öl oder Kleber zum Ersticken von Zecken bewertete der Fachmann als schlechte Idee. Holzböcke atmeten nur wenige Male am Tag, unter Wasser könnten sie bis zu zwei Wochen überleben. “Substanzen wie Öl oder Kleber irritieren die Zecke. Dadurch kann sie vermehrt Erreger in die Wunde abgeben.”
Als wichtigsten Schutz vor Komplikationen empfiehlt Dobler eine Tetanusimpfung. Beim Aufenthalt im Freien sollte man lange, helle Hosen tragen und die Hosenbeine in die Socken stecken. Von großflächig aufgetragenen Abwehrsprays rät der Arzt dagegen ab.
Zecken sollten möglichst bald entfernt und die Einstichstelle sollte danach rund vier Wochen beobachtet werden, so der Experte. Eine sofortige Rötung sei meist eine harmlose allergische Reaktion. Kritisch werde es, wenn sich nach sieben Tagen oder länger eine sogenannte Wanderröte ausbreite. Das sei ein Hinweis auf eine Borreliose, die aber in der Regel gut mit Antibiotika behandelt werden könne.
Etwa 90 Prozent der Infektionen mit diesen Bakterien heilten spontan aus. Anders als das FSME-Virus könnten Borrelien aus dem Darm der Zecke erst nach 15 bis 20 Stunden übertragen werden. “Deshalb ist die schnelle Entfernung besonders wichtig.” Eine Impfung gegen Borreliose werde es frühestens 2026 geben.