Zum 150. Geburtstag des Literaturnobelpreisträgers Thomas Mann (1875-1955) zeigt das Lübecker St. Annen-Museum ab Freitag die Sonderausstellung „Meine Zeit. Thomas Mann und die Demokratie“. „Wir sind stolz auf unseren Ehrenbürger und verstehen uns als Zentrum der Feiern zu seinem Geburtstag“, sagte Lübecks Kultursenatorin Monika Frank (SPD) am Donnerstag bei der Präsentation der Schau im Museumsquartier. Die Vernissage findet am Freitag zusammen mit einem Festakt statt, zu dem auch Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier erwartet wird. Bis zum 18. Januar 2026 wird die Schau im Museumsquartier zu sehen sein.
Thomas Manns Enkel Frido Mann sah sich bereits am Donnerstag die Ausstellung an, die in sechs Räumen die politische Entwicklung von Thomas Mann nachzeichnet und auch Bezüge zu aktueller Politik herstellt. Jeder Raum ist einem demokratischen Wert gewidmet, von der Würde des Menschen über die Meinungs- bis hin zur Pressefreiheit. Graphic Novels zu zentralen Szenen aus seinen Werken, Fotos, Tagebucheinträge und Hörstationen etwa zu den Radioansprachen des gebürtigen Lübeckers aus dem amerikanischen Exil in der NS-Zeit komplettieren die Schau. „Ich freue mich, dass meinem Großvater so schön gedacht wird“, sagte Frido Mann.
Geichzeitig appellierte der 84-Jährige eindringlich an die deutsche Politik: „Mein Großvater würde die heutige Lage in den USA, in der Ukraine und in Gaza nicht verstehen. Aber auch ich stehe kopfschüttelnd vor vielen Dingen“, sagte Frido Mann, der deutscher Jude ist. Die deutsche Politik müsse den Völkermord in Gaza klarer verurteilen und den Unterschied zwischen dem jüdischen Volk und der „schrecklichen Regierung in Israel“ deutlich machen. „Es kann nicht sein, dass dieser Unterschied nicht gesehen wird und zu Antisemitismus führt.“
Ursprünglich war die Schau zum 150. Geburtstag von Thomas Mann im frisch umgebauten Buddenbrookhaus geplant. Doch das heutige Literaturmuseum in der Mengstraße, das im 19. Jahrhundert im Besitz der Familie Mann war, ist seit 2019 geschlossen. Querelen in der Lübecker Bürgerschaft um den Durchbruch eines denkmalgeschützten Gewölbekellers verzögerten den Baubeginn. Mit einer Neueröffnung wird frühstens 2030 gerechnet.