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Kirchenführer: Ukraine erleidet “Krieg der Erschöpfung”

Die Gesellschaft in der Ukraine steht vor dem Problem stetig zunehmender Kriegstraumata – das sagt das Oberhaupt der griechisch-katholischen Kirche in der Ukraine, Großerzbischof Swjatoslaw Schewtschuk. Wie das päpstliche Hilfswerk “Kirche in Not” am Montag in München mitteilte, sagte Schewtschuk, inzwischen seien rund 80 Prozent der Menschen in der Ukraine körperlich oder seelisch verwundet. Seine Kirche versuche, diese Menschen zu betreuen, aber auch viele Priester seien am Ende ihrer Kräfte. “Der Krieg, den wir jetzt erleben, ist nicht mehr nur ein direkter Angriff, sondern ein Krieg der Erschöpfung.”

Der Großerzbischof sprach zudem von einer Spaltung der Gesellschaft: “Unser Volk, unsere Familien sind durch die Kriegserfahrungen zerrissen.” Es gebe eine Trennung zwischen denjenigen, die das Land verlassen hätten, und denjenigen, die geblieben seien, zwischen Soldaten an der Front und ihren geflohenen Ehefrauen, zwischen der Ost- und Westukraine.

Die Versorgungslage sei aktuell katastrophal, besonders im Hinblick auf die Energieversorgung, fügte Schewtschuk hinzu. Derzeit seien schätzungsweise rund drei Viertel der Bevölkerung auf Generatoren angewiesen, um ihre Wohnungen heizen oder Stromanschlüsse nutzen zu können.

In der mehrheitlich orthodoxen Ukraine gehören laut Mitteilung etwa vier Millionen Menschen der griechisch-katholischen Kirche an (Vorkriegsstand). Sie pflegt demnach Ritus und Kirchenstruktur der Ostkirchen, steht aber in Einheit mit dem Papst. Die Zahl der Angehörigen der römisch-katholischen Kirche liegt bei unter einer Million.

“Kirche in Not” hat nach eigenen Angaben seit Beginn der russischen Invasion in der Ukraine rund 15 Millionen Euro für 600 Projekte bereitgestellt, um die Nothilfe der griechisch-katholischen und der römisch-katholischen Kirche zu unterstützen.

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