In dieser Woche werde ich ins Pfarramt ordiniert. Ab dann bin ich Pfarrerin Anna Jakob. Ein reich gefüllter und anstrengender Weg liegt hinter mir. Studium und erstes Examen der Evangelischen Theologie waren herausfordernd: Wissenschaftlich denken, diskutieren und schreiben, zahlreiche Hausarbeiten, Referate und mündliche Prüfungen. Manche Angst musste ich überwinden. Manche Niederlage musste ich einstecken. Mancher Selbstzweifel musste ausgeräumt werden. Endlich: Das erste theologische Examen war geschafft. Das Vikariat fiel mir leichter. Schnell zeigte sich: Die Breite pfarramtlichen Handelns macht mir Freude. Manches muss ich üben: Predigen und Gottesdienste halten, Texte schreiben, Gruppen leiten, Entscheidungen fällen. Anderes gelingt mir leicht: Gespräche zwischen Tür und Angel, Besuche zu Hause, Zusammenarbeit im Team.
Alles in allem zeigte sich mir, dass in diesem Beruf viel möglich ist und meine Gaben und ich hier gut aufgehoben sind. Will ich etwas mit diesem Beruf machen, dann habe ich „alle“ Freiheit dazu. Ich muss es nur tun und entweder es funktioniert oder nicht.
Theologie-Studium: Jetzt ist die beste Zeit fürs Pfarramt
In Zeiten, in denen so viel auf dem Spiel steht – Demokratie, gesellschaftlicher Zusammenhalt, Gedankenfreiheit, Diskussions- und Streitfähigkeit, Schutz von Minderheiten – scheint es mir nahezu die „beste“ Zeit, diesen Beruf zu nutzen. Ihn zu nutzen, um Räume zu schaffen, in denen Menschen erfahren: „Hier bin ich Willkommen. Hier sieht und hört man mich. Hier nimmt man sich meiner an.“ Mit meinem Tun solch eine Atmosphäre zu schaffen – zusammen als Gemeinde, zusammen als Akteur*innen im Kiez – das leitet mich zu Beginn meines Berufseinstiegs. Mit der Ordination wird es jetzt konkret und gefühltermaßen unumkehrbar. Einmal ordiniert, immer ordiniert. Jetzt gibt es kein Zurück. Träume und Ungeplantes scheinen in den Hintergrund zu rücken. Nun heißt es: machen, loslegen, Gemeinde und Kirche gestalten. Dieser Gedanke lässt mich zurückschrecken.

Was ist, wenn ich mich im Beruf nicht mehr wiederfinde, weil es mir nicht gelingt, dem Pfarramt auf meine Weise gerecht zu werden? Diese Frage bewegt mich seit der Ordinationstermin feststeht. Erfahrene im Beruf sagten mir, dass sie kurz vor der Ordination auch ins Grübeln gekommen seien. Das hat mir in Teilen geholfen. Ich bin wohl nicht die Einzige, die vor diesem Schritt zurückschreckt.
Wie Dietrich Bonhoeffer hilft
Die Lektüre von Dietrich Bonhoeffers Schrift „Nachfolge“ gibt mir in meiner Frage ein wenig mehr Orientierung. Tritt man in die Nachfolge dann, so Bonhoeffer, „bleibt (das Alte) zurück, es wird ganz hingegeben. (Der Jünger) ist aus den relativen Sicherungen des Lebens heraus in die völlige Unsicherheit; aus dem Übersehbaren und Berechenbaren in das gänzlich Unübersehbare, Zufällige; (…) geworfen.“ Meine Sehnsucht nach Träumen und Ungeplanten scheint also gar nicht so verkehrt.
Wenn ich es mit dem Beruf ernst meine, dann ist die Ordination der Auftakt ins Unübersehbare, Zufällige, Unsichere. Lese ich weiter, so ist nach Bonhoeffer in der Nachfolge das einzig sichere, sich an den Ruf Jesu zu halten: „Folge mir nach“. Das heißt mit dem in Beziehung zu sein, der auf die Welt gekommen ist, um zu zeigen und zu leben, dass die Liebe Gottes wirklich jeder und jedem gilt.
Ordination fordert auf: Träume, lache, höre aufs Herz
Die Ordination wird ein weiterer Schritt auf meinem Weg. Sie wird eine Zäsur darstellen. Eine, die mich dazu auffordert: Träume, lache, hör auf dein Herz und höre auf die Stimme Gottes, die zart und leise spricht: „Ich bin mit auf deinem Weg“.
Acht Frauen und zehn Männer im Entsendungsdienst werden in der EKBO ordiniert. Für die Theologen und Theologinnen sowie Gemeindepädagoginnen und Gemeindepädagogen gibt es drei Festgottesdienste: Der erste fand am 11. Mai in der Klosterkirche St. Nikolai in Prenzlau statt. Die beiden weiteren Gottesdienst sind amSamstat, 17. Mai, um 14 Uhr in der Christophoruskirche in Berlin– Siemensstadt und am Sonntag, 25. Mai, um 14 Uhr in der Peter-Paul-Kirche in Senftenberg (Brandenburg). Alle Gottesdienste sind öffentlich. Die neuen Pfarrerinnen und Pfarrer sind in alle Regionen der EKBO entsendet, fünf Pfarrpersonen in den Sprengel Potsdam, sieben in den Sprengel Berlin und sechs in den Sprengel Görlitz.