Bayerns Bischöfe stellen an Pfingsten die Frage, was die Gesellschaft zusammenhält. Sie betonen den Unterschied zwischen echter Freiheit und Beliebigkeit sowie zwischen geistlicher Orientierung und Entscheidungschaos.
Zum Pfingstfest hat der Münchner Kardinal Reinhard Marx seine Sorge um einen “Zivilisationsrückschritt” zum Ausdruck gebracht. Die Menschen kämpften heute um “wahre Freiheit”, sagte der Erzbischof laut Mitteilung seiner Pressestelle am Sonntag im Münchner Liebfrauendom. Diese Freiheit vollende sich jedoch nicht in der Herrschaft über andere oder deren Ausbeutung, sondern in der Liebe und im Miteinander.
Auch Menschen, die der Ansicht seien, wer Geld habe, dürfe bestimmen, könne andere öffentlich beleidigen oder Lügen verbreiten, pervertierten die Freiheit, mahnte Marx. Ein “krankhafter Egoismus und Individualismus” liefen dieser ebenfalls entgegen.
Trotz seiner grundsätzlich optimistischen Einstellung mache er sich Sorgen, wenn der Begriff von Freiheit falsch verstanden werde, führte der Erzbischof von München und Freising aus. Das Osterfest – genau 50 Tage vor Pfingsten gefeiert – zeige hingegen, dass wirkliche Freiheit sogar stärker als der Tod sei.
Erzbischof Herwig Gössl mahnte im Bamberger Dom angesichts zunehmend religiöser Gleichgültigkeit in der Gesellschaft mehr Gottesfurcht an. Durch jene Gleichgültigkeit seien die Menschen oft orientierungsloser geworden statt freier, sagte Gössl laut Mitteilung seiner Pressestelle. “Wer die Ehrfurcht vor Gott verliert, der fürchtet sich bald vor allem und jedem – gerät in eine Gewaltspirale und läuft Gefahr, falschen Führerinnen und Führern auf den Leim zu gehen.” Gottesfurcht sei dabei nicht im Sinne von Angst zu verstehen, sondern als eine geistliche Stärke, die in der Erfahrung von Liebe wurzle.
Der Würzburger Bischof Franz Jung sagte, die Papstwahl vor einem Monat zeige, wie man gute geistliche Entscheidungen treffen könne. Dazu gehöre das Gebet um den Heiligen Geist. Wie die Kardinäle beim Konklave in der Sixtinischen Kapelle abgeschirmt gewesen seien, benötigten Entscheidungen außerdem geschützte Räume, die sich jeder schaffen und bewahren solle. Dabei sei nicht nur äußere Abschottung wichtig, sondern auch innere Freiheit. Entscheidungen dürften zudem nicht ständig vertagt werden – auch die Kardinäle hätten das Konklave nicht vorzeitig verlassen können.
Mit Blick auf das Gemälde des Jüngsten Gerichts in der Sixtinischen Kapelle betonte Jung, dass jeder Mensch abseits persönlicher Befindlichkeiten bedenken solle, was gefordert sei und der Gemeinschaft diene. Der Bischof sagte zudem, dass Entscheidungen nicht besser würden, wenn immer mehr Leute mitentschieden. Das habe sich auch beim Reformprozess Synodaler Weg gezeigt: Mit mehr als 200 Personen wirklich zu beraten und in einen Austausch zu kommen, sei nicht möglich. Vielmehr müsse man überlegen, wer von Amts wegen dazu bestellt und von seiner Kompetenz her dazu geeignet sei, gute Entscheidungen zu treffen.
Passaus Bischof Stefan Oster vergleich den Heiligen Geist mit einem Trainer. ”Der Heilige Geist will den Fokus: ’Ich will, dass du ein neuer Mensch wirst, der anders unterwegs ist als durchschnittliche Menschen unterwegs sind'”, sagte Oster laut Mitteilung des Bistums. Der Heilige Geist wolle die Menschen zu einem guten Leben führen. “Das will der Herr! Das ist das gute Leben, der Friede, der kommt, wenn wir mit ihm unterwegs sind. Die Freude, die sich einstellt, weil wir ihn kennen.” Auch die Apostel hätten durch das Herabkommen des Geistes eine Wandlung erfahren: ”Sie werden fähig, ihr Leben für Jesus zu geben, erfüllt von der Kraft Gottes.”